Mittwoch, 17. Dezember 2014
Stilblüten IV: Thierry Henry
Kindheitsidol,
Meister des Schlenzers, Invincible, Legende. Merci et à bientot!
Mittwoch, 10. Dezember 2014
Southampton 1-2 Man United: Ein dreckiger Sieg
Der
katastrophale Saisonstart nach van Gaals Antritt scheint in Vergessenheit zu
geraten. Die Red Devils hievten sich mit dem Auswärtssieg in Southampton auf
Position Drei und haben auf die eigentliche Konkurrenz um die CL-Qualifikation
Arsenal (5 Punkte), Spurs (7) und Liverpool (7) passablen Vorsprung. Weil genannte
einen noch unwürdigeren Start hingelegt haben. Auf das Spitzenduo Chelsea und
Man City fehlt allerdings noch einiges.
Einfallslos
und feig
Größtes
Manko gegen Soton, war das Kreieren von Tormöglichkeiten. Das beweist der Blick
auf die Schussbilanz. Nur drei mickrige Schüsse, wovon zwei aufs Gehäuse von
Fraser Forster gingen. Wenn man’s positiv sehen will: 100 Prozent Ausbeute. Der
Weisheit letzter Schluss kann dies aber natürlich nicht sein. United hat
außerordentlich von der fehlende Effizienz Southamptons profitiert. Trainer
Koeman hat dies nach Schlusspfiff ebenso bekrittelt, wie Analyst Neville, der
der Meinung war, United hätte sich alles erlauben dürfen. Von
Southamptons 15 Schüssen gingen lediglich vier aufs Tor von De Gea.
Hervorragend wird der Mangel an Kreativität bei United durch folgende
Passgrafik verdeutlicht.
Bis 25
Meter vor dem Tor zirkuliert der Ball ungleich anders als bei anderen Teams.
Kommt United aber in die gefährliche Zone, findet das Kurzpassspiel ein
abruptes Ende. Der
Mangel an Kreativität wird verdeutlicht, dass United nur sechs Mal in der Lage war
ein Zuspiel in den Strafraum zu befördern. Kein einziges fand dabei seinen Adressaten.
Weiters fällt das hohe Passaufkommen auf den Außenpositionen auf, was
grundsätzlich nicht negativ ist. Dies wird untermauert, dass unter den vier
häufigsten Manchester-Kombinationen gleich dreimal die Zuspiele der Outlinie
entlang sind: Young-Rojo (16), Rojo-Young (13) und Evans-Valencia (10). United
nutzt durch das Flügelspiel die komplette Breite des Feldes um den gegnerischen
Abwehrverbund auseinander zu ziehen um so einfacher in die Schnittstellen zu
gelangen. Durch die tiefe Grundposition der Flügelspieler, erhalten diese aber
meist schon auf Höhe der Mittellinie den Ball, wodurch ein direktes Zuspiel in
die Sturmspitze beinahe unmöglich wird. Folgende Grafiken untermauern diesen
Sachverhalt; es werden die Vorwärtspässe von Young und Valencia illustriert.
Die tiefe
Grundposition der beiden war ebenso ausschlaggebend für das mangelhafte Flankenspiel.
United flankte nur sechs Mal nahe der Grundlinie, einmal davon per Corner, dafür aber fünf Mal bereits aus dem Halbfeld. Während
Young insgesamt fünf Mal den Ball von der Seite in den Strafraum schlug,
flankte Valencia lediglich ein einziges Mal.
Der
Mangel an Anspielstationen, durch das Unterlassen von Freilaufbewegungen und
der nicht vorhandene Wille nach vorne zu spielen wird durch folgende Tabelle
untermalt. Sie zeigt die Summe der gespielten Pässe, wie viele davon nach
vorne, nach hinten und quer gespielt wurden. In der Klammer der Anteil an den
Gesamtzuspielen.
Fazit
Uniteds
Führung ging ein fürchterlicher Rückpass von Kapitän Fonte voraus, den van
Persie mühelos abfing. Der Ausgleich wiederum wurde durch einen katastrophalen
Querpass von Fellaini eingeleitet und eine passive Manchester-Hintermannschaft,
die zu siebent keinen Zugriff auf den Ballführenden oder den Ball bekommt. Der
abermalige Führungstreffer für die Devils resultierte aus einem langgezogenen
Rooney-Freistoß aus dem Halbfeld, bei dem Southamptons Raumdeckung versagte. Insgesamt
war der Sieg für Man United mehr als schmeichelhaft. Van Gaals Jungs agierten
trotz zuvor vier Siegen en suite ängstlich und passiv und zeigten nur
mangelhafte Ansätze eines Spiels in die Spitze. Die zahlreichen Zuspiele in die
Breite und rückwärts beweisen dies. Zwar versuchte United viel über die Flügel
zu lösen, Young, vor allem aber Valencia, schienen durch ihre Defensivaufgaben
in ihren Offensivaktionen massiv eingeschränkt.
Donnerstag, 4. Dezember 2014
Stilblüten III: David Ginola
Der
Franzose wechselte 1995 von PSG auf die Insel nach Newcastle. Am 3. Spieltag
gewannen die Toons das Auswärtsspiel bei Sheffield Wednesday mit 2:0. Nach der
Partie gönnte sich Ginola seine übliche Zigarette, die er nach eigenen Angaben,
vor und nach Spielen zum Druckabbauen und Entspannen rauchte. Als seine
Mitspieler ihn dabei ertappten, waren sie über dessen Einstellung entsetzt und
verpfiffen ihn bei Trainer Kevin Keegan. Dieser ermahnte Ginola mit erhobenem
Finger und wies ihn zurecht. In England sei solch unprofessionelles Verhalten
nicht üblich und könne nicht geduldet werden. Ginola möge sich doch den lokalen
Gepflogenheiten anpassen. Auf der Heimreise blieb der Spielerbus an einem Lokal
stehen. Die Spieler aßen fettige Fish and Chips aus Zeitungspapier, Schokolade
und Gummizeug.
Mittwoch, 3. Dezember 2014
Dortmund hat nur Pech
Billy
Beane gilt als Urvater der Moneyball-Jahre im American Baseball. Wegen der
finanziellen Lücke zu Großteams wie den Boston Red Sox, versuchte er mittels
Sabermetrics unterbewertete Spieler zu identifizieren und diese zu werben. Der
resultierende Erfolg und die dramaturgische Aufarbeitung im Film „Moneyball“
mit Brad Pitt, brachte diese Thematik schließlich auch nach Europa. Während
American Football, Baseball und Eishockey seit Jahren eng mit allen möglichen
Statistiken und Kennzahlen verwoben sind, steckt die statistische Aufarbeitung und
Analyse des europäischen Fußballs noch in den Kinderschuhen. Richtig salonfähig
wurden Kennziffern wie Ballbesitz oder Laufleistung erst seit der Zeit ab
Guardiola. Dennoch müssen diese Werte zwecks Aussagekraft in Zukunft noch
überarbeitet werden, was bringt einer Mannschaft auch 70 Prozent Ballbesitz,
wenn der nur in der eigenen Hälfte stattfindet? Oder 92 Prozent erfolgreiche
Pässe, wenn der Großteil nur horizontal zum anderen Innenverteidiger gespielt
wird?
So wird
natürlich versucht, nicht nur die Leistung eines einzelnen Spielers greifbar zu
machen, sondern auch die einer gesamten Mannschaft. Natürlich, am Ende des
Tages zählen nur die Punkte in der Tabelle. Doch stellt sich die berechtigte
Frage: Spiegelt der Punktestand die tatsächliche Qualität einer Mannschaft
wieder?
Erzielte
Tore geben oft ein verzerrtes Bild über die Qualität zweier Mannschaften
wieder. Besonders im Fußball spielt der Faktor Zufall eine größere Rolle als in
oben genannten American Sports. Grund hierfür ist der geringere Spielfluss in
jenen Sportarten. Aktionen im American Football beispielsweise, sind
Standardsituationen im Fußball ähnlich. Es handelt sich um eine von der
ballbesitzenden Mannschaft zuvor planbare Aktion, die im Training eingeschliffen
werden kann. Schlägt die Aktion fehl, wird das Spiel mit einer neuerlichen
einstudierten Variante fortgesetzt. Während im Fußball nach einer missglückten
Eckballvariante der Konter läuft und ein Team trotz aller Überlegenheit in der
89. Minute das 0:1 fangen kann. James Grayson, ein kanadischer Statistiker, hat
sich dem Thema gewidmet und im Eishockey schon lang bekannte Zahlen auf den
Fußball adaptiert. Zwei wesentliche Gradmesser für die Qualität einer
Mannschaft sind die Total Short Ratio (TSR) und die PDO. Letztere ist kein
Akronym, sondern der Username ihres Erfinders, Brian King.
Total Shot Ratio & Expected Goals Ratio
Der
optimalste Gradmesser für Qualität von Fußballmannschaften stellt folglich die
Anzahl der Schüsse dar. Die TSR setzt eigene Schüsse in Relation zu den
Schüssen beider Mannschaften eines Spiels.
TSR = shots / (shots + conceeded shots)
Liegt der
Wert über 0,5, hat ein Team öfter geschossen als sein Gegner; beträgt der Wert
1, hat jenes Team alle Schüsse in einem Match abgefeuert. Plakativ könnte man
nun natürlich sagen: Je mehr Schüsse, desto besser ein Team. Dem ist natürlich
nicht so. Team A schießt achtmal aus Verzweiflung aus 30 Metern und erzeugt
dabei kaum ähnliche Gefahr wie Team B, welches zwei herausgespielte Abschlüsse
aus zehn Metern verzeichnet. Dennoch wäre die TSR für Team B nur 0,2. Also ist
Schuss nicht gleich Schuss.
Statistiker
haben hierfür wiederum die Expected Goal Ratio (ExpGR) entwickelt. Sie ordnet
jedem Schuss einen qualitativen Wert zu. Abschlüsse vom Fünfer besitzen einen
höheren Wert als Schüsse aus 30 Metern. Alle Werte werden nach Spielende summiert.
Liegen die tatsächlich erzielten Tore einer Mannschaft über der ExpGR, ist das
Team überdurchschnittlich effizient. Bleibt zum Abschluss nur noch die Frage:
Wie ordne ich den Schüssen qualitative Werte zu? Statistiker haben hierfür
komplexe Methoden. Eine Möglichkeit für den Laien stellt allerdings die TSR für
den Strafraum dar. Eine Analyse von Martin Andermatt
für die Euro 2012 hatte ergeben, dass 88 Prozent aller Tore innerhalb des
Strafraumes erzielt wurden. Insofern werden die abgefeuerten Schüsse im
Strafraum in Relation zu allen in einem Spiel im Strafraum durchgeführten
Schüsse gesetzt, um die qualitativ hochwertigen Abschlüsse zu erfassen. Für die
deutsche Bundesliga nach 13 Spieltagen ergibt sich folgendes Bild, die Ziffern
in Klammer entsprechen dem aktuellen Tabellenrang:
Team | TSR (16er) |
Bayern (1) | 0,778 |
Leverkusen (3) | 0,653 |
BVB (18) | 0,620 |
Wolfsburg (2) | 0,583 |
Augsburg (4) | 0,515 |
Frankfurt (9) | 0,491 |
Hoffenheim (7) | 0,490 |
Freiburg (15) | 0,479 |
HSV (17) | 0,476 |
Gladbach (5) | 0,471 |
Paderborn (11) | 0,468 |
Mainz (10) | 0,457 |
Hertha (13) | 0,455 |
Hannover (8) | 0,445 |
Stuttgart (16) | 0,440 |
Schalke (6) | 0,424 |
Werder (14) | 0,422 |
Köln (12) | 0,314 |
Großteils
stimmt die TSR mit der aktuellen Tabellenregionn überein. Krasser Ausreißer ist
natürlich Borussia Dortmund. Die Schwarz-Gelbe stehen völlig überraschend am
Tabellenende. Eine TSR (Strafraum) von 0,620 beweist aber, dass die Jungs von
Jürgen Klopp gemessen ihrer Qualität ganz woanders stehen müssten. Die
drittmeisten Torschüsse (das gesamte Feld betrachtet) abgegeben, die
drittwenigsten Torschüsse zugelassen. Das große Manko ist allerdings die
Verwertung. Nur 6,3 Prozent aller BVB-Schüsse landen im Netz. Nur der HSV ist noch
schlechter; der Bundesliga-Mittelwert liegt bei 10,7 Prozent. Außerdem gehen lediglich
30 Prozent der BVB-Schüsse auf das Gehäuse. Auch hier ist nur der HSV und -
welch Überraschung - Bayer Leverkusen noch schlechter. Die Bayer-Elf scheint
jedoch mit Bellarabi und Son über mehr Qualität zu verfügen, was auch die
Statistik beweist: 10,4 Prozent aller Leverkusener Schüsse landen im Netz. Auch
Freiburg und Hamburg scheinen der TSR zu Folge über größeres Potenzial zu
verfügen als es der Tabellenplatz erahnen lässt. Als große Schwachstelle der
Rothosen werden die zugelassenen Schüsse im eigenen Torraum ausgewiesen. In
jedem Bundesligaspiel darf der HSV-Gegner 1,31-mal vom Fünfer abziehen. Die gleiche
Schwachstelle hat der VfB Stuttgart. Bei den Schwaben liegt dieser Wert sogar
bei 1,395-mal.
PDO
Ob nun
eine hohe TSR tatsächlich einen Tabellenplatz an der Sonne sichert, hängt
natürlich davon ab, ob die Schüsse auch reingehen. Oder der Handschuh hinter
einem auch mal einen Unhaltbaren fischt. Diese Ergebnisse fasst die PDO
zusammen. Sie addiert den Prozentsatz verwandelter Torschüsse mit dem
Prozentsatz gehaltener Schüsse. Aus ästhetischen Gründen wird die Summe mit
1000 multipliziert.
PDO =
1000 * (sh% + sv%)
Ein
Torschuss kann zwei Ergebnisse haben: Tor oder gehalten. Der Mittelwert aller
Aktionen ist 1. Ein kleines Beispiel stellt dies verständlich dar: In einer
Saison wird insgesamt 750-mal auf das Tor geschossen (n=750). Davon werden 10
Prozent der Schüsse verwandelt ergo werden 90 Prozent pariert. Das Ergebnis
beträgt 1 bzw. die PDO 1000. Je kleiner n jedoch ist, desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die PDO größeren Schwankungen um 1000 unterliegt als
bei größerem n. Dies besagt das Gesetz der großen Zahl und kann durch ein
Praxisbeispiel verdeutlicht werden. Werfe ich eine faire Münze ist die
Wahrscheinlichkeit für Kopf und Zahl jeweils 50 Prozent. Der Mittelwert ist
demnach 0,5. Wenn ich die Münze nun zehnmal werfe, ist es aber nicht
unwahrscheinlich, dass vielleicht nur zweimal Kopf kommt. Wenn die Münze erneut
zehnmal geworfen wird, kommt vielleicht viermal Kopf. Insofern liegt der
Mittelwert nach der zweiten Serie bereits bei 0,3 ( (0,2+0,4)/2). Je öfter die
Münze geworfen wird, desto eher nähert sich der Mittelwert dem erwarteten
Mittelwert von 0,5. Für die PDO lässt sich daraus ableiten, dass Leistungen von
≤980 und ≥1020 durch Zufall, Glück und Pech resultieren. Auf Grund des Gesetzes
der großen Zahl kann die PDO kurzfristig aber sehrwohl gröberen Schwankungen
unterliegen, wie dies folgende Tabelle zeigt. Diese normalisieren sich in der
langen Frist (aber einer Saison) aber wieder gegen den Mittelwert.
Montag, 1. Dezember 2014
Spurs 2-1 Everton: Die reifere Spielanlage führte zum Sieg
Und das,
obwohl die Toffees wie die Feuerwehr loslegten. Von Beginn weg nagelten sie die
Hausherren in deren eigener Hälfte fest. Verschnaufpausen konnten sich die
Spurs nur durch unkontrollierte Befreiungsschläge verschaffen, die aber
fünfzehn Sekunden später wieder ins das für die Spurs gefährliche Drittel
retourniert wurden. Nach vierzehn Minuten gelang Kevin Mirallas per
gefühlvollem Schlenzer von der linken Strafraumecke ins rechte Kreuzeck der
verdiente Führungstreffer. Nachdem die Freistoßflanke von Baines aus dem
Strafraum geköpfelt wurde, eroberte der Belgier den zweiten Ball. Eine
taktische Eigenheit mit der die Gäste aus Liverpool mit Fortdauer der Partie
zunehmend zu kämpfen bekamen.
Schnell
in die Spitze
Die Spurs
änderten ihre Ausrichtung und attackierten Everton nun bereits im
Mitteldrittel; ihr Konterspiel hielten sie aufrecht. Durch den ersten Schuss
auf Tim Howard gelang den Gastgebern prompt der Ausgleich. Baines schlägt den
Ball lang in die Sturmspitze, da der anlaufende Kane den Passweg auf den sich
kurz anbietenden Barry geschickt verhindert. Allerdings landet der Ball bei Vertonghen.
Nach der Balleroberung ging es wie geplant schnell. Hier wird erneut der lange
Ball von Baines tragend, da auf Grund des kurzen Anbietens von Barry die
Staffelung der Toffees im Zentrum in dieser Situation zu große Abstände
aufweist. Barry versucht per Sprint die Lücke auf Besic zu schließen, der
wiederum fünfzehn Meter hinter Eto’o versucht irgendwie das Zentrum zu sichern.
So können die Spurs mit drei schnellen Kurzpässen die komplette Zentrale von
Everton überspielen, wodurch der Ball zu Kane gelangt. Baines steht nach seinem
misslungenem Flugball immer noch zu weit außen vom Rest der Viererabwehr, Barry
hechelt wiederum in die andere Richtung hinterher und der hüftsteife Distin
kommt mit der plötzlichen Richtungsänderung Kanes nach innen nicht zu recht.
Dessen Schuss kann Howard noch parieren, Eriksen ist aber der schnellste am
zweiten Ball und verwertet zum Ausgleich.
Der
letzte Pass
Nach dem Ausgleich,
verloren die Toffees den Faden. Sie zogen sich zunehmend in ihre eigene Hälfte
zurück, begegneten den Spurs aber mit aggressivem Mittelfeldpressing. Trotz 61
Prozent Ballbesitz war Everton selten in der Lage, gefährliche Torchancen zu
kreieren. Eto’o der hinter Lukaku zentral im offensiven Mittelfeld agierte,
nahm zu selten am Spielgeschehen teil; seine Laufwege erinnerten eher an seine
übliche Position als Mittelstürmer. So war es vorwiegend der junge Ross
Barkley, der sich in der Offensive zerriss und gefühlt bei jedem Angriff seine
Füße im Spiel hatte. In Ballbesitz pflegte Everton einen geordneten, aber
oftmals behäbigen Spielaufbau. Tottenham war so in der Lage sich ohne großen
Druck zu organisieren. Pochettino veranlasste zwei massive Viererketten, welche
für Evertons Offensivspiel zu unüberwindbaren Barrieren werden sollten. Die
üblichen Analogien vom Handball wurden ersichtlich als Martinez’ Mannen 25
Meter vor dem Kasten von Hugo Lloris den Ball vom rechten Flügel, über die
Zentrale auf den linken Flügel und wieder zurück kreisen ließen. Antritte in
die Tiefe, flottes Kombinationsspiel oder Eins-gegen-Eins-Situationen (mit
Ausnahme von Ross Barkley), um den Spurs-Beton zum Bröckeln zu bringen, waren
Mangelware.
Immer
diese Konter
Auch der
zweite Treffer der Spurs fiel durch einen Konter. Barry ist aus unerfindlichen
Gründen im Mittelfeld zu lange am Ball. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass die
Nachspielzeit nur noch 15 Sekunden gehen sollte. Insofern zwei Möglichkeiten:
Der Sicherheitspass nach hinten, den Kane aber durch geschicktes Anlaufen
antizipiert, oder ein langes Zuspiel in die Spitze um entweder noch eine Chance
zu kreieren, aber zumindest keine Gefahr mehr vor dem eigenen Tor zuzulassen.
Folglich verliert der ehemalige Nationalspieler die Kugel an den aggressiven
Kane. Und dann geht’s wieder schnell. Kane, Soldado, Eriksen, Lennon (mit Ball)
und Mason sprinten im höchsten Tempo auf das Innenverteidigerduo
Distin-Jagielka. Die breit stehenden und aufgezogenen Baines (links) und
Coleman können nicht mehr eingreifen. Die Spurs nutzen die Überzahl und Soldado
netzt zum ersten Mal seit März.
Planlos
Der
Vorsprung spielt Tottenham in die Karten. Im zweiten Durchgang lässt Mauricio
Pochettino die beiden Viererketten den Gegner erst 30 Meter vor dem eigenen
Gehäuse attackieren. Der zu bespielende Raum wird für ideenarme Toffees umso
enger. Der Ire McGeady und Everton-Urgstein Osman sollen für frischen Schwung
sorgen, spielen aber zusammen in der verbleibenden halben Stunde 32 Pässe. Zwar
finden 27 davon ihren Adressaten, im Angriffsdrittel werden davon allerdings nur
vier in Richtung Tor und zu einem Mitspieler gespielt. Insgesamt gehen sogar 12 Zuspiele zurück.
Ein
weiteres Beispiel ist die Schussbilanz der Toffees. Von den insgesamt zehn Schüssen
wurden nur drei innerhalb des Strafraumes abgefeuert. Sturmspitze Lukaku zog
zwei von dreimal von zwanzig Meter oder einer noch ferneren Distanz ab. Im
Strafraum gelang dem Belgier nur ein Abschluss. Der rote Strich beinahe ins Seitenaus war im übrigen der einzige „Torschuss“ von Samuel Eto'o.
Conclusio
Die Spurs
mit der reiferen Spielanlage. Trotz des frühen Rückstandes ließen sie sich
nicht beirren und vertrauten auf ihre Stärken. Das überfallartige Umschaltspiel
nach Balleroberung, was unpopulär ausgedrückt nichts anderes als Kontern ist,
kam hervorragend zur Geltung. In Halbzeit Zwei hatten die Spurs nicht zu
befürchten, Everton zahnlos und lahm wie ein alter Dackel. Im Gegenteil hatte
Tottenham durch weitere Konter über Kane und den eingewechselten Lamela eine
noch höhere Führung am Fuß.
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