Dass dieser
Innovationsprozess oftmals „ein Schritt zurück, zwei Schritte vorwärts“
bedeutet, spüren gerade die Nationalmannschaften Deutschlands und Spanien.
Dabei hat sich die Mannschaft gegen die Amateure aus Gibraltar nicht gerade mit
Ruhm bekleckert. Auch der gestrige Auftritt in Vigo war keine Augenweide, aber
doch eine adrettere Leistung als freitags zuvor. Dabei zerstört Löw gerade sein
Weltmeister-System und versucht sich schöpferisch an einem kompakten 3-3-3-1. Ein
System, das Paul Gludovatz bereits in seiner Rieder Zeit einsetzte. Gegen den
Ball hat das in Vigo schon ziemlich gut ausgesehen. Wie Löw nach dem Spiel
erklärte, wurde zentral vor dem Tor ein massiver Block aufgebaut. Die Flanken
wurden dabei von den Flügelspielern Rudy und Durm dicht gemacht und so mit
einer Fünferabwehr agiert. So wurde gegen die furia roja, die auch nicht mehr
so furios aufgeigt, wie noch vor zwei Sommern, immerhin kein Gegentreffer
kassiert. In Ballbesitz wirkte die DFB-Elf im Angriffsdrittel zahnlos. Selbst
die äußeren Innenverteidiger zogen bei Angriff über ihre Flanke tief in die
gegnerische Hälfte auf, der entscheidende Pass wollte jedoch partout nicht
gelingen. Das Anlaufen und gleichzeitige Räume öffnen könnte in Zukunft aktiver
gestaltet werden. Gegen Gibraltar hingegen wurden die Flanken massiv beackert,
die Hereingaben fanden aber nur selten einen Abnehmer. Sie wären wohl ein gefundenes
Fressen für Kießling, Gomez oder den zurückgetretenen Klose gewesen. Apropos
Rücktritte, diese sind ein weiterer Faktor für den Änderungsprozess. Allen
voran Kapitän Lahm, der fußballerisch und sicherlich auch sozial eine riesige
Lücke gerissen hat. Nicht zu vergessen Per Mertesacker, der in Brasilien sechs
von sieben Spielen im Abwehrzentrum bestritt.
Die Deutschen scheinen den
Fehler der Spanier nicht zu wiederholen, stur an einer Spielweise festzuhalten.
Löw erweitert das taktische Repertoire seiner Mannschaft, wohl wissend, dass
dies Geduld erfordere. Bis zur Euro in Frankreich aber genügend Übungszeit
bevorsteht. Ganz im Gegensatz zu den Spaniern, die auch in Brasilien 2014 an
ihrem einst innovativen Spiel festhielten und bedauerlich feststellen mussten,
dass bereits die ganze Welt Maßnahmen adaptierte, der Furie die Zähne zu
ziehen.
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