Drei Innenverteidiger
Sehr auffällig sind die
kompakten Abwehrreihen. Drei Innenverteidiger und offensive Außenverteidiger. Ich
hatte die Italiener eigentlich von Start weg in dieser Defensivformation
erwartet. Immerhin praktiziert Antonio Conte bei Juventus genau dieses System.
Bonucci-Barzagli-Chiellini vor Torhüter Buffon. Im finalen Gruppenspiel gegen
Uruguay wird Cesare Prandelli nun umformieren. Louis van Gaals Niederlande
praktizierte im Auftaktmatch gegen Spanien eine ähnliche Herangehensweise. Zumindest
am eigenen Strafraum. War der Weltmeister im Spielaufbau noch in seiner eigenen
Hälfte oder auf Höhe der Mittelinie, rückte einer der drei Innenverteidiger
stoßweise ins defensive Mittelfeld um dort de Guzman und de Jong zu
unterstützen. Ähnlich agierten die Chilenen gegen den Weltmeister. Fünferabwehr
und hoch verteidigend. Sowohl bei den Niederlanden als auch bei Chile entstand
bei gegnerischem Ballbesitz zwischen Verteidigern und Stürmern eine Distanz von
etwa zwanzig Metern. Eine Verknappung des Raumes, was gepflegtes Kurzpassspiel
extrem erschwert.
Brasilien gegen Mexiko,
ein ähnliches Bild. Die Mexikaner mit drei Innenverteidigern um den Raum im
Angriffszentrum für die Brasilianer noch enger zu gestalten. Auch bei Mexiko,
genauso wie die Niederlande, tritt der ballnahe Innenverteidiger ins defensive
Mittelfeld vor, die Außenverteidiger rücken ein. Insgesamt stehen die Mexikaner
in dieser Partie tiefer als die Niederlande oder Chile gegen Spanien, was
womöglich der höheren Dynamik der brasilianischen Offensivspielern geschuldet
ist. Außerdem beteiligen sich die mexikanischen Spitzen dos Santos und Peralta
nicht im selben Ausmaß an der Defensivarbeit wie Robben, Sneijder oder Alexis
Sanchez. Zwar wird dadurch die Lücke zwischen Abwehr und Sturm größer, der
Gegner ist durch die höher stehenden Angreifer aber gleichermaßen gezwungen mit
mehr Mann tiefer zu stehen.
Vertikalspiel
Die fehlende Organisation
in der gegnerischen Abwehr nutzen. Ralf Rangnick hat einmal eine
8-Sekunden-Regel propagiert. Acht Sekunden nach Ballgewinn soll der
Torabschluss folgen. Dem Gegner keine Zeit zur Neuorganisation seiner Reihen
lassen und so die Lücken im Abwehrverbund nutzen. Frankreichs Tore geben
hierfür bei der diesjährigen WM eine Bilderbuchvorlage ab. Das 2:0 gegen
Honduras, genauso wie das 2:0, 3:0, 4:0 und 5:0. Alles Beispiel, dass sich die
Franzosen nicht lange mit Ballbesitzspiel auseinandersetzen, sondern durch
Passspiel in die Spitze raschen Raumgewinn erzielen wollen und so bald als
möglich in aussichtsreiche Distanz für einen Torabschluss wollen. Wie die
Equipe Tricolore dieses Ziel erreicht, setzen sie sehr variabel um: Flanken auf
den bulligen Benzema sind genauso erfolgversprechend, wie Steilpässe oder
Kurzpassspiel. Ein ähnliches Spiel praktizierten die Niederländer im übrigen
gegen Spanien, als der Weltmeister sehr hoch verteidigte und so den flinken niederländischen
Angreifern reichlich Platz zum Kontern gab.
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